Sicherheit auf der Alleestraße?

Alleestraße

Der RGA ergeht sich in Erregungsjournalismus: „Angst vor Gewalt: Auf der Alleestraße fühlen sich viele Menschen nicht mehr sicher“ lautet der Titel eines aktuellen Artikels (hinter einer Paywall).

Erstens: Was sind „viele“ und welche Studie wurde dazu bemüht? Oder hat der RGA vielleicht nur eine Handvoll Leute befragt und zieht daraus nun diesen Schluss? Aus dem Artikel geht nicht hervor, wie diese Aussage zustande kommt. Ist das dieser ominöse „Qualitätsjournalismus“?

Zweitens: halbwegs aktuelle Kriminalstatistik der Polizei NRW, aus der Pressemitteilung dazu:

„Die Zahlen der Kriminalitätsbelastung von Wuppertal, Remscheid und Solingen liegen unter dem NRW-Durchschnitt. Somit steht fest, dass das Bergischen Städtedreieck – wie bereits in den vergangenen Jahren – zu den sichersten Städten bzw. Regionen in Nordrhein-Westfalen gehört.“

Möchte der RGA mit Panikmache mehr Zeitungen verkaufen, oder ist es purer Populismus? Vermutlich letzteres, denn am Ende des reißerischen Artikels mit Schwerpunkt auf ausländische Täter steht dann plötzlich:

„[…] die beiden Bezirksbeamten mit Büro am Markt, hören von vielen Menschen, die sich bei Dunkelheit nicht mehr über die Alleestraße trauen. Zu Recht? Eher nicht. Den Zahlen nach gilt die Allee nicht als Kriminalitätsschwerpunkt. Was nichts daran ändert, dass viele Menschen sich dort nicht mehr wohlfühlen.“

„Gefühle“ dürfen keine Grundlage staatlichen Handelns sein, nur Fakten. Das Sicherheitsgefühl erhöhen würden z.B. Streife gehende Polizisten, aber das ist ja bekanntlich zu teuer. Wenn RGA-Redakteure behaupten, dass „viele“ Menschen sich dort nicht mehr wohlfühlen, sollten sie das mit repräsentativen Zahlen belegen. Persönlich habe ich mich auf der Alleestraße noch nie „unwohl“ gefühlt, da es dafür keinerlei Gründe gab.

Dazu kommt: Ab ca. 19:00 Uhr ist die Alleestraße wie leergefegt. Wer soll mich da bedrohen? Rollende Dornbüsche?

Eine Belebung der Alleestraße durch beispielsweise Außengastronomie, die bis 22:00 Uhr geöffnet haben darf und die vielleicht breitbandiger ist, als zehn weitere Schnellimbisse mit identischem Angebot, würde nicht nur die Aufenthaltsqualität erhöhen, sondern auch noch die soziale Kontrolle. Leider scheint die Stadt Remscheid alles daran setzen zu wollen, solche Erhöhungen der Aufenthaltsqualität mit zahllosen bürokratischen Mitteln zu verhindern, bestes Beispiel ist die groteske Posse um die Außengastro von „Pommes And Friends“.

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum Jubiläum der Umwandlung der Alleestraße in eine Fußgängerzone habe ich diverse Bilder aus den 1970er Jahren gesehen. Zu sehen war deutlich, dass es nicht nur diverse Außengastonomieangebote gab, sondern auch deutlich mehr Begrünung als heute. Will man die Alleestraße beleben (und damit auch die Sicherheit erhöhen, das belegen Erfahrungen aus zahllosen anderen Innenstädten), hilft vielleicht auch ein Blick in die Vergangenheit.

Bild von mir, CC-BY-NC-SA

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