Die Stadtwerke Remscheid und das eezy Ticket

Eigentlich ist das sogenannte eezy-Ticket eine gute Sache: Man checkt via App bei Einsteigen in den ÖPNV ein und beim Aussteigen wieder aus. Berechnet wird dann die gefahrene Strecke – und zwar per Luftlinie. Erreicht man die 49 Euro des Deutschlandtickets, wird der Betrag gedeckelt. Somit im Prinzip eine flexible und gute Sache, um Mobilität abseits des Autos zu fördern.

Leider hapert es mit der technischen Umsetzung. Ein Problem ist beispielsweise, dass bekanntermaßen die Mobilfunkabdeckung in Deutschland schon mal zu wünschen übrig lässt. In dem Fall kann man nicht ein- oder auschecken, weil die Server nicht erreichbar sind. Auf Anfrage soll man dann halt auschecken, wenn man wieder eine Mobilfunkverbindung hat. Technisch ist das katastrophal umgesetzt. Denn eigentlich sollte die App einfach die Position des Nutzers beim Auschecken cachen und sie dann automatisch und selbstständig übertragen, wenn es wieder eine Verbindung gibt. So würde ich als Programmierer es jedenfalls machen, aber etliche Apps von Kommunen und kommunalen Betrieben in Deutschland wirken ohnehin wie schnell zusammengestümpert. Hauptsache, man kann mit einer App angeben, egal wie mangelhaft die auch umgesetzt ist (vielleicht schreibe ich demnächst auch nochmal etwas zur Remscheid-App, die lässt nämlich ebenfalls viele Wünsche offen).

Am 16.07.2024 habe ich erstmals versucht, mich über die App der Stadtwerke Remscheid (über die ich bisweilen mein Deutschlandticket buche, wenn ich eins benötige – was dank des verringerten, benutzerunfreundlichen Bustakts in Remscheid und der ständig ausfallenden S7 immer seltener vorkommt) für eine kurze Busfahrt einzuchecken, als der Bus kam. Die App wollte unerwarteterweise, dass ich mich einlogge (warum war ich überhaupt ausgeloggt?). Doch leider bekam ich trotz guter Mobilfunkverbindung nur die Meldung „Login nicht möglich“. Ob die Stadtwerke Remscheid vom weltweiten Windows-Problem an dem Tag betroffen waren, oder ob die Server aus anderen Gründen nicht erreichbar waren, kann ich nur raten. Glücklicherweise war der Busfahrer tiefenentspannt und freundlich und hat mich nach Erklärung, was los ist, durchgewunken. Bis zu meiner Ausstiegshaltestelle war es nicht möglich, sich am Konto anzumelden.

Als die vom Land NRW finanzierte ÖPNV-Werbestelle mobil.nrw auf Facebook kurz darauf mal wieder Werbung für das eezy-Ticket machte, fragte ich nach, was in einem solchen Fall zu tun sei. Wie üblich waren deren Antworten aber nicht hilfreich (die machen tatsächlich nur Werbung für den ÖPNV – und das abseits aller Realitäten und des katastrophalen Zustands des ÖPNV in Remscheid und NRW allgemein) und sie sagten, man solle sich direkt an den Anbieter wenden.

Das habe ich dann in einer Email an die Stadtwerke Remscheid auch umgehend getan, diese habe ich nachfolgend zitiert. Geantwortet hat man mir allerdings leider nicht.

Man muss sich fragen, warum, denn die aufgeworfenen Problematiken erfordern Antworten.

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe am vergangenen Freitag zum ersten Mal versucht, ein eezy-Ticket über die SR-App zu erwerben und zu nutzen. Ich hatte einwandfreie Netzverbindung, erhielt allerdings ausschließlich die sinngemäße Meldung „Login in Konto nicht möglich“.

Der Busfahrer war zum Glück verständnisvoll, aber ich sehe bei der eezy-App technisch viel Luft nach oben.

Oder lag die Unmöglichkeit des Logins an den weltweiten Microsoft-Problemen?

Warum werden die Check-in/out-Daten nicht lokal gecached, wenn die Server nicht antworten? Warum werde ich überhaupt ausgeloggt? Was passiert, wenn ich aufgrund der technischen Probleme der Betreiber – also in diesem Fall der Stadtwerke Remscheid – kein gültiges Ticket vorweisen kann? Den Bus nicht zu nehmen ist keine Option, beim Fahrer zu zahlen ohne passendes Bargeld ebenfalls nicht. Die einwandfreie technische Umsetzung und die Nutzbarkeit der Funktionalität liegt in der Verantwortung der Betreiber, nicht der Nutzer.


Mit freundlichem Gruß,

Vielleicht kommt ja irgendwann doch noch eine Antwort, ich werde in diesem Fall berichten. Ich bin allerdings der Ansicht, dass die Verantwortlichen mehr als genug Zeit für eine inhaltliche Antwort hatten. Dass eine solche nicht kommt, spricht Bände. Möchte man die Verantwortung für ungenügend umgesetzte Apps und Infrastruktur auf die Nutzer abwälzen? Wenn man Optionen wie das eezy-Ticket anbietet, dann muss das auch verlässlich funktionieren.

Technisch ist das alles lösbar, beispielsweise könnte man nach einem erfolgreichen Login ein Token auf dem Gerät speichern, das den Benutzer eindeutig identifiziert und auf das zurückgegriffen wird, falls ein Login nicht möglich sein sollte. Aber auch die Stadtwerke Remscheid-App (eigentlich nur ein Rebranding der VRR-App) fühlt sich an diversen Stellen an, wie mit der heißen Nadel gestrickt.

Promografik eezy-Ticket Copyright VRR

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