Kommentar: Die Mobilitätswende in Remscheid besteht aus … Weniger Busfahrten

Linienbus 664 Remscheid

Was sich wie ein Schildbürgerstreich liest, ist leider traurige Realität. Da die Stadtwerke Remscheid es seit Jahren nicht schaffen, eine adäquate Menge an Busfahrer°Innen vorzuhalten (weil externe Dienstleister (die Geld sparen sollten) nun einmal unzuverlässig sind und weil Arbeitszeiten und Bezahlung äußerst unattraktiv sind, findet man kein Personal) will man jetzt in einem „Sonderfahrplan“, der vom 1. Oktober bis zum Ende der Osterferien 2024 gelten soll, den im Vergleich zu anderen Städten ohnehin maximal unattraktiven Bustakt in Remscheid auf verschiedenen gut frequentierten Linien nochmals ausdünnen.

Betroffen sind die Linien 654, 655, 660, 664, die werden zwischen 9:00 und 19:00 Uhr von einem 20- auf einen 30-Minuten Takt umgestellt. Die Linien 653, 669, 670 bleiben bei einem 20-Minuten-Takt, allerdings entfällt eine Fahrt pro Stunde, effektiv verkehren diese Linien also auch nur noch zweimal in der Stunde.

Das ist das genaue Gegenteil einer Mobilitätswende mit attraktivem, bequemem ÖPNV.

Wenn man nun aber annehmen könnte, dass die Stadtwerke Remscheid wenigstens die Fahrgäste ausreichend und transparent informieren ist man leider auf dem Holzweg. An den Haltestellen sollen dem Vernehmen nach die Fahrpläne nicht ausgetauscht werden. Es wird nur ein QR-Code angebracht, der auf die Homepage der Stadtwerke führt, wo man den geänderten Fahrplan einsehen kann. Aus den Erfahrungen der Vergangenheit  (Abfahrtmonitor) nehme ich an, dass es nicht mal der plan für die aktuelle Haltestelle sein wird, sondern man sich dann dort wird durchklicken müssen. Personen ohne Smartphone oder solche, die mit einem QR-Code nicht klar kommen, lässt man wortwörtlich im Regen stehen.

Nach weiteren Erfahrungen in der Vergangenheit mit den Apps der Stadtwerke und der VRR, in denen die Verantwortlichen im 21. Jahrhundert nicht in der Lage waren, ausgefallenen Busfahrten haltestellengenau anzuzeigen, so dass man raten musste, wann der ausgefallene Bus an der Haltestelle fällig gewesen wäre,gehe ich nicht davon aus, dass in der kurzen Zeit bis zum 1. Oktober 2023 der Datenstand in den Apps verfügbar sein wird. Das Ganze sieht für mich ohnehin wie eine im Hauruck-Verfahren durchgezogene Maßnahme aus, oder sie hätte deutlich früher angekündigt werden können.

Abschließend muss man feststellen, dass die Probleme hausgemacht sind. Man hätte schon seit Jahren gegensteuern und ausreichend Busfahrer°Innen einstellen müssen. Dass man die nicht bekommt liegt nicht am Fachkräftemangel, sondern an schlechter Bezahlung, miserablen Arbeitszeiten und schlechter Planung.

Das ist das genau Gegenteil der dringend notwendigen Verkehrswende und wird aufgrund wachsender Unattraktivität noch mehr Personen vom ÖPNV aufs Auto treiben. Offen geblieben ist zudem in den Pressemitteilungen der Stadt Remscheid die Beantwortung der Frage, wie man die Situation in der vergleichsweise kurzen Zeit bis Ostern 2024 verbessern will, um dann wieder auf den „normalen“ Fahrplan zurückzukehren? Wenn die Stadtwerke bisher nicht in der Lage waren, ausreichend Busfahrer°Innen zu finden, warum glaubt man dann, diese bis zu dem Zeitpunkt zu bekommen? Durch einen Tag der offenen Tür in der Wagenhalle ganz sicher nicht. Meine Vorhersage ist, dass uns dieser Sonderfahrplan auch nach dem angegebenen Endtermin erhalten bleiben wird.

Das kommunale Versagen der Verantwortlichen in Sachen McArthur Glen-Designer Outlet Center in Lennep hat 12,5 Millionen Euro gekostet. Es mag sich nach Whataboutismus anhören, aber die Frage sollte erlaubt sein: wie lange hätte man davon wie viele Busfahrer°Innen bezahlen können?

Bildnachweis: Bus, aus der Wikipedia, von „Bf Remscheid“, CC BY-SA

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